Welche Medikamente gibt es?
Durch geeignete Behandlungsmaßnahmen können auch bei fortgeschrittenen Herzerkrankungen die Symptome gemildert und die Überlebenschancen verbessert werden.
Die Therapie sollte auf folgende Punkte abzielen:
1. die Herzarbeit zu verringern
2. das Herzminutenvolumen zu verbessern
3. den venösen Druck zu verringern
4. Arrhytmien zu erkennen und zu kontrollieren
5. den Rückfluss durch undichte Klappen zu mimimieren
6. die Sauerstoffversorgung des Körpers zu verbessern
Um diese Ziele zu erreichen, stehen verschiedene Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung. Welcher Therapieplan zur Anwendung kommt, entscheidet der Tierarzt nach Abwägung diverser Faktoren. Dazu gehören u.a.
- der Schweregrad der Insuffizienz
- die zugrunde liegende Ursache
- andere gleichzeitig bestehende Erkrankungen
- das Alter des Hundes
- wirtschaftliche Gesichtspunkte
Drei Klassen von Medikamenten, von denen jede die Herzfunktion beeinflussen kann, werden hauptsächlich zur Behandlung der Herzinsuffizienz beim Hund eingesetzt:
1. DIURETIKA
(Entwässerungsmittel) reduzieren die Vorlast des Herzens durch Verringerung der Körperflüssigkeitsmenge. Sie steigern die Harnproduktion in der Niere. Somit wird Natrium und Wasser vermehrt ausgeschieden und das Gesamtflüssigkeitsvolumen des Körpers verringert. Diuretika tragen dazu bei, die Symptome der Lungenstauung (Röcheln, Husten) sowie die Bildung weiterer Ödeme zu verringern.
2. DIGITALIS-PRÄPARATE
(Herzglykoside, positiv ionotrope Medikamente)
steigern die Fähigkeit des Herzmuskels zur Kontraktion, steigern das Herzminutenvolumen und senken die Herzfrequenz in der Ruhe. Digitalis-Präparate steigern die Lebensqualität erkrankter Hunde, können aber ihre Lebenserwartung verkürzen. Die Dosierung muss genauestens und unter sorgfätiger Beobachtung vorgenommen werden ( d.h. der Hund wird "eingestellt"), damit es nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt (Apathie, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall). Die therapeutische Breite, d.h. der Unterschied zwischen einer positiven (therapeutischen) und einer negativen (toxischen) Wirkung ist gering.
3. ACE-HEMMER
entlasten das Herz u.a. durch die Erweiterung von Blutgefäßen. Auch sie steigern das Herzminutenvolumen und verringern den Gefäßwiderstand. Ihre therapeutische Breite ist zwar hoch und es treten in der Regel wohl keine nennenswerten Nebenwirkungen auf, dennoch wird empfohlen, den Hundepatienten auch auf dieses Medikament genauestens einzustellen. Es ist angezeigt, sich in die Therapie "einzuschleichen" und eine langsame Dosis-Steigerung vorzunehmen. ACE-Hemmer steigern erwiesenermaßen die Lebenserwartung erkrankter Tiere, führen aber auch zu einer Verbesserung der Belastbarkeit und des Allgemeinbefindens und somit zu mehr Lebensqualität.
4. VETMEDIN
ist ein relativ neues Medikament, hergestellt von Boehringer Ingelheim GmbH mit dem Wirkstoff Pimobendan.
Es hat stark gefäßerweiternde Eigenschaften und ist insbesondere geeignet zur Behandlung einer Myokardinsuffizienz des Hundes als Folge einer dilatativen Kardiomyopathie oder Herzklappeninsuffizienz. Es scheint das derzeit effektivste Mittel zur Behandlung dieser Formen der Herzerkrankungen zu sein, weil es in seiner Wirkungsweise den herzstärkenden Effekt der Digitalis-Präparate mit mit den gefäßerweiternden Fähigkeiten der ACE-Hemmer verbindet und anscheinend nur wenige Nebenwirkungen hat.
Vetmedin sollte nicht angewendet werden in Fällen von hypertrophischer Kardiomyopathie oder Fällen, in denen eine Steigerung der Herzleistung nicht möglich ist (z.B. Aortenstenose, Pulmonalstenose).
Als Nachteil von Vetmedin kann an dieser Stelle der hohe Verkaufspreis nicht unerwähnt bleiben.
Bei der Myokardinsuffizienz oder bei der dilatativen Kardiomyapthie (DCM) ist das Medikament der Wahl immer noch Digitalis und Vetmedin, gefolgt von ACE-Hemmern und Diuretika. Dabei können Digitalis-Präparate alleine nur im Anfangsstadium eingesetzt werden, wenn das Herz geschwächt ist und eine Kontraktionsunterstützung benötigt. Bereits bei Herzinsuffienzen 2. und 3. Grades sollten ACE-Hemmer zur Vor- und Nachlastsenkung hinzugefügt werden.
Bei der Mitralinsuffizienz (Mehrheit der Herzerkrankungen) sind ACE-Hemmer das Medikament der Wahl, denn in den meisten Fällen ist die Kontraktionskraft des Herzens nicht eingeschränkt, sondern sogar gesteigert. Erst bei nachlassender Kontraktionskraft sollten Digitalis-Präparate zugefügt werden.
ACE-Hemmer und Vetmedin sollen in allen Stadien der Herzinsuffizienz gut einsetzbar sein:
Medikation bezogen auf verschiedene Herzerkrankungen und Schweregrade
Bei starken Stauungssymptomen (Röcheln, Husten) ist die Kombination mit Entwässerungspräparaten angezeigt.
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